Grand Canyon

Von der Stadt Page aus fuhren wir geradewegs zum North Rim des Grand Canyons. Man kann den Grand Canyon nämlich von zwei Seiten aus erreichen: Einmal im Norden (North Rim) und einmal über den Südeingang (South Rim). Da der South Rim für seine großen Touristenmassen bekannt ist, entschieden wir uns schnell für die nördliche Seite. Am North Rim stürzt der Canyon 2.000 Meter in die Tiefe, am South Rim sogar 3.000 Meter. Dennoch denke ich, dass beide Aussichtspunkte ihren Charme haben. Der Ausblick ist einfach atemberaubend, als wäre die Erde aufgerissen worden. Doch leider ist dies mit keinem Foto annähernd möglich einzufangen.

 

Wir trafen viele Wanderer, welche den berühmten Rim-to-Rim Trail (40 km Länge)  liefen. Das heißt, man startet im Norden oder im Süden und wandert dann hinab in den Canyon bis hinunter zum Colorado River und wieder hinauf auf der anderen Seite. Danach läuft man die ganze Strecke wieder zurück oder lässt sich mit einem Shuttle zu seinem Startpunkt bringen. Für die einfache Wanderung werden drei bis vier Tage empfohlen, da eine Tageswanderung nicht mehr als 1.000 Meter Höhenunterschied beinhalten sollte. Die Gefahr, im Canyon eine Höhenkrankheit durch zu schnelles Ab- oder Aufsteigen zu bekommen, ist leider sehr hoch und wird oft unterschätzt. 

North Kaibab Trail

Trotzalledem wird der Trend, die Wanderung hin und wieder zurück in einem Tag zu vollenden, immer größer. Die sogenannten Rim-to-Rim-to-Rim (80 km Länge) Runner starten mitten in der Nacht, um die Kühle der Morgenstunden zu nutzen, nur mit einer Kopftaschenlampe, einigen Energieriegeln und einem kleinen Rucksack mit Trinkwasser ausgerüstet. 

Da unser Zelt kein Leichtgewicht ist, entschieden wir uns für die längste Tageswanderung vom Bright Angel Point 1.000 Höhenmeter hinunter zu den Roaring Springs und wieder hinauf. Unten angekommen fühlten wir uns so, als könnten wir locker noch weiterlaufen, dass man jedoch die 1.000 Meter auch wieder hinaufsteigen muss, darf man nicht vergessen. So entschieden wir uns, den Empfehlungen zu folgen und nicht weiterzulaufen. Auf dem Rückweg wussten wir es zu schätzen. Völlig erschöpft kamen wir nach knapp fünf Stunden wieder am Parkplatz an.


Camping

Wir campten ganz in der Nähe in einem schönen National Forest. Hier wurden wir abends von unserer Nachbarin Sue (aus Australien) und ihrem Lebensgefährten Dennis (Amerikaner) zu sich ans Lagerfeuer eingeladen. Später saßen wir dann bei ihnen im Wohnmobil und wurden sogar noch mit Bison- und Wapitifleisch verwöhnt. Sie hatten sich vor einigen Jahren auf einem Schiff in Alaska kennen gelernt und genießen seitdem ihren Ruhestand zusammen. Sie haben sich sowohl in Amerika als auch in Australien ein Wohnmobil gekauft und besuchen sich abwechselnd zum Reisen, wenn das Visum des jeweils anderen ausläuft. Häuser haben sie keine mehr, aber Familie, die sie regelmäßig besuchen. Unglaublich J


Zion National Park

Angels Landing

Unsere nächste Station war der Zion National Park. Auf unserer bisherigen Reise wurde uns mehrfach die Wanderung „Angels Landing“ empfohlen. Zuerst wusste ich nicht, ob ich den steilen Aufstieg mit meinem Knie, welches lange Zeit geschmerzt hatte, bewältigen könnte, doch nach der Wanderung im Grand Canyon war ich mir sicher.

 

Wir starteten unseren Tag sehr früh, da wir von der Beliebtheit des Parks wussten. Aufgrund der vielen Touristen und der schmalen Parkstraßen sind keine privaten Fahrzeuge im Park erlaubt. Selbst auf dem letzten Parkplatz am Informationszentrum findet man nach 9 Uhr keinen Parkplatz mehr. So fuhren wir schon um 7 Uhr mit dem Sonnenaufgang zum Parkeingang, frühstückten vor Ort und nahmen den zweiten Shuttlebus in den Park. Selbst zu dieser frühen und noch sehr kalten Tageszeit begannen wir die Wanderung zum Angels Landing mit vielen anderen Wanderern. Die ersten 3 Kilometer gehen sehr steil im Zickzack bergauf. Die darauffolgenden 1,5 Kilometer verlaufen auf dem Bergkamm. Links und rechts fällt der Felsen steil ab und das Weitergehen ist nur mit dem Festhalten an einer Eisenkette möglich. Da ich etwas Höhenangst habe, fiel mir dieser Part besonders schwer. Ich muss einen entsetzten Gesichtsausdruck gehabt haben, da mich die entgegenkommenden Wanderer alle passieren ließen. Am Ziel angekommen war ich so erleichtert, dass mir sogar ein paar Tränen die Wange hinunterliefen. Wir wurden jedoch für all die Anstrengung mit einem traumhaften Ausblick belohnt.

The Narrows

Nach diesem Aufstieg fühlte ich mich unsterblich und wollte direkt zur nächsten Wanderung. Eine weitere beliebte Aktivität im Zion NP ist die Wanderung durch die Narrows (dt. eng, schmal). Dabei läuft man in einem engen felsigen Canyon durch den Virgin River. Man muss sich regelmäßig nach der Höhe und Fließgeschwindigkeit des Flusses informieren, da sogenannte „Flash Floods“ (plötzliche Fluten) keine Seltenheit sind. Der Fluss ist nämlich der Weg, das ist die Besonderheit. Man läuft die gesamte Zeit im kalten Wasser. An vielen Stellen ist die Strömung besonders stark und wir waren froh, dass ich meine Wanderstöcke dabei hatte, sodass wir uns jeweils mit einem abstützen und zwischen den glitschigen Steinen stabilisieren konnten. Die meisten leihen sich brusthohe Wasserhosen und spezielle Schuhe aus, doch wir entschieden uns spontan für diese Herausforderung. Zum Glück hatten wir ein Paar Wechselschuhe für danach eingepackt. Denn, nach 2,5 Stunden im kalten Nass, waren wir glücklich, wieder aufwärmen zu können.

 

Der Zion National Park hat uns bezogen auf die sportlichen Aktivitäten von allen National Parks am besten gefallen.


Impressions