Whistler

Mit einem letzten Kaffee am 29. Juli in der Frühe verabschiedeten wir uns nach unserem 9-tägigen Besuch bei Laura und bedankten uns für die unglaubliche Gastfreundschaft und Unterstützung. Mit dem Wissen, dass wir in bereits drei Monaten für unseren Weiterflug nach Mexico City (Anfang November) zurückkehren würden, fiel der Abschied etwas leichter. Prompt wurden wir für Halloween eingeladen, welches auf der Insel auch für Erwachsene eine große Gaudi sein soll.

 

 

Mit der Fähre zurück auf dem Festland suchten wir zuerst den IKEA in Richmond auf, wo wir die letzten Gegenstände (Matratze, warme Bettdecke und Bettwäsche) für unsere Campervan-Einrichtung erstanden. Endlich konnte es losgehen!

 

 

Der begehrte und spektakuläre Highway „Sea to Sky“ (Highway 99) führt von der Großstadt Vancouver bis in die Berge nach Whistler. Die 130 km lange Klippenstraße schlängelt sich stetig bergauf  bis zu einer Höhe von 670 Metern – rechts Felsen, links das Meer- mit atemberaubenden Ausblicken. Noch vor Whistler liegt die Stadt Squamish mit den Shannon Wasserfällen und dem Chief Provincial Park, ein 652 Meter hoher blanker Granitfelsen. Drei verschiedene Routen führen zur Spitze. Die steilen Felswände sind sehr beliebt bei den Kletterern der Umgebung.

 

Die erste Nacht im Auto war überraschend erholsam. Nach dem steilen und anstrengenden Aufstieg zum „Chief“ schliefen wir durchgängig 10 Stunden. Auch die nächsten Nächte verliefen dank der bequemen Queensize-Matratze super, auch wenn wir teils direkt am Highway auf einer rest area unser Nachtlager aufschlugen.

 

 

Angekommen in Whister fühlten wir uns sofort heimisch. Das Alpindorf in den Bergen hinter Vancouver wird im Winter von zahlreichen Skifahrern und im Sommer von Mountainbike-Fans heimgesucht. Ein Paradies für alle Sportbegeisterten! Bekannt ist diese Region auch aufgrund der Austragung der Olympischen Winterspiele von 2010. Chris lieh sich direkt am ersten Tag ein Downhill-Mountainbike für den Bikepark aus und war direkt Feuer und Flamme. Währenddessen schrieb ich mit Muskelkater im Café mein Tagebuch weiter. Am zweiten Tag war ich dann auch wieder regeneriert und lieh mir zusammen mit Chris ein Fahrrad für eine Tagestour aus. Laura hatte diesen Rundkurs um das Dorf und die Seen letztes Jahr zusammen mit ihrem Freund gemacht, weshalb wir auch unbedingt diesen wunderschönen Valley Trail befahren wollten.

 

Von einem deutschen Backpacker im Fahrradgeschäft erfuhren wir von der Camper-App „Wikicamps“, welche alle kostenpflichtigen als auch kostenfreien Campingplätze sogar offline anzeigt. Dieser Tipp war Gold wert!! Wenn man im Auto übernachtet und kein Zelt aufschlägt sollte man meinen, dass man sich überall hinstellen könnte. Doch gerade in beliebten Gebieten oder Städten ist „overnight parking“ ausdrücklich auf vielen Plätzen verboten, weshalb man Stunden mit der Suche eines geeigneten Stellplatzes verbringen kann. Wir wollten versuchen, möglichst nicht auf bezahlten Campingplätzen zu übernachten. Ein weiterer „Überlebens-„Tipp war der Rat einfach in Gletscherflüssen zu duschen – schnell, kostenlos und „erfrischend“. Am besten Körper und Haare getrennt, sodass der Körper eine kleine Aufwärmphase gewinnt. Mit biologisch abbaubarer Seife, die wir zufälligerweise an einer vereinsamten Tankstelle irgendwo im Nirgendswo entdeckten, schaden wir auch nicht der Umwelt.

 

Zum Glück gewöhnt man sich schnell an das Campingleben und vergisst den alltäglichen Luxus von daheim. Schon ist eine richtige Dusche – kein Fluss, kein See, keine Wasserflasche über den Kopf – das größte Highlight des Tages. So werden auch die kleinen Dinge im Leben wieder wertgeschätzt. Die sonst so routinierten Gewohnheiten wie Geschirrspüler anstellen, Zähne putzen oder Wäsche waschen werden unterwegs ohne fließend Wasser zu einer richtigen Herausforderung. Wo schlafen wir heute? Wo finden wir Eiswürfel für unsere Kühlbox? Ist dieser Platz sicher vor Bären und zum Übernachten? Wo können wir unseren Wassertank befüllen? Wie lange wird dieser noch ausreichen? Dies und viele weitere Fragen bestimmen mittlerweile unsere Tage. Langzeitreisen ist kein Urlaub, soviel steht fest, eher ein Fulltime-Job.