Banff National Park

Alaska Highway

Zurück in Kanada freuten wir uns wahnsinnig auf die uns bereits bekannten Städte Whitehorse und Watson Lake. Um über den Alaska Highway schnellst möglichst in den Süden zu gelangen, passierten wir nämlich erneut diese Städte. Nach knapp zwei Monaten auf Reisen, jeden Tag neue Orte erleben und sich jedes Mal aufs Neue orientieren zu müssen, genossen wir es förmlich, das erste Mal einen bzw. zwei Orte bereits zu kennen. Wir wussten wo wir schlafen, duschen, einkaufen und tanken konnten und wo wir Wasser und Wifi erhalten würden. Das fühlte sich einfach gut an.:)

 

Weiter auf dem Alaska Highway, quer durch die Northern Rocky Mountains (traumhaft schön & total verlassen), erlebten wir die wilden Tiere Kanadas so hautnah wie nie zuvor. Bisons, Elche, Wapitis, Caribous und vieles mehr überraschte uns direkt an der Straße. An den mitten im Wald gelegenen Liard Hot Springs entspannten wir einen Nachmittag und noch am selben Abend entdeckten wir Nordlichter über uns am Sternenhimmel.

Einfach unglaublich!

Das große Tief

Nach 3.000 km (Valdez – Jasper N.P.) straffen Fahrens in nur sechs Tagen kamen wir völlig erschöpft in Jasper an. Eigentlich hätten wir uns aufgrund der Schönheit der Landschaft des Icefield Parkways (ca. 230 km lange Straße mit etlichen Sehenswürdigkeiten zwischen Jasper und Banff N.P.) glücklich schätzen sollen, doch das Wetter war unerwartet kalt und nass. Deshalb sank unsere Stimmung enorm. Wir hatten uns auf Wärme und Sonnenschein gefreut, doch selbst der Wetterbericht für die kommenden Tage zeigte lediglich Temperaturen um die Null Grad und gelegentlichen Schneefall an. Da macht das Leben und Schlafen im Van auch keinen Spaß mehr.

Nach mehrfachem Überlegen entschieden wir uns, unseren Vorsatz, kein Geld für Unterkunft auszugeben, für unsere Gesundheit einmal aufzubrechen. Seit Tagen fühlten wir uns sehr schwach und ausgelaugt. Die Reiselust war uns vergangen. Diagnose: Reise-Burnout. So buchten wir uns ein Appartement in Calgary, um uns zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen. Vier Tage lang genossen wir den Luxus der „Zivilisation“: Warm Duschen so lang und so oft man möchte, Waschmaschine und Trockner allzeit bereit, Strom und Wifi, um endlos Filme zu sehen und die Familie zu kontaktieren, ein warmes, freistehendes Bett, eine Klimaanlage (dauerhaft auf 26 Grad) und eine Küche mit Kühlschrank, um sich jederzeit eine schnelle Mahlzeit zu zubereiten, ohne vorher stundenlang im Auto Tetris spielen zu müssen.

Banff N.P.

Und es funktionierte! Anfangs fiel es uns natürlich schwer, wieder in unser Auto zu steigen und uns an das „einfache“ Van-Leben zu gewöhnen, aber langsam gewannen wir unsere Neugierde und Begeisterung zurück. Auf jeden Fall hatten wir aus unserem Tief gelernt und wussten nun, dass wir deutlich langsamer weiterreisen sollten.

 

So fuhren wir noch einmal zurück nach Banff, um uns die wunderschönen blauen Seen, Moraine Lake und Lake Louise, anzusehen und um eine Wanderung zum Agnes Tea House mit Chris‘ Studienfreund, Fabi, zu unternehmen. Auf dem Parkplatz der Touristeninformation von Canmore (20 km unterhalb von Banff) entdeckten wir überrascht, nach einer eisig kalten Nacht, unseren Zwilling direkt neben uns. Dort parkte ein metallic blauer Dodge Caravan mit dergleichen Plastik-Bettkonstruktion! Als ich gerade ausstieg, um meine Schlafanzughose gegen eine Jeans zu tauschen, sprang ein Mädchen mit Locken aus dem Dodge und machte begeistert ein Foto von unserem Autopärchen. Das sollte der Anfang einer Reisefreundschaft sein!

 

Das Mädchen mit den Locken stellte sich als Nola aus Vancouver vor und ihr Freund, den sie in Australien kennen lernte, heißt Nicola und kommt aus Italien. Beide beklagten sich ebenfalls über das unangenehme Wetter, weshalb wir sofort Gesprächsstoff hatten. 


Allerdings hatten sie keine weiteren Reisepläne und saßen etwas ratlos im Informationszentrum, als wir uns Stunden später von ihnen verabschieden wollten. Nachdem wir ihnen erzählten, dass wir in Richtung Süden aufbrechen würden, entschieden sie spontan mitzukommen. Nach all den Wochen Zweisamkeit freuten wir uns sehr über Gesellschaft, interessante Gespräche am Lagerfeuer und gemeinsame Kochabende. 

Impressions