Yukon Territory

Von der Stadt Cassiar aus ist es nur noch einen Katzensprung bis Watson Lake, unsere erste Stadt nach der Grenzüberschreitung (nach drei Wochen!) von der Provinz British Columbia nach Yukon Territory. Dieses Territorium zeichnet sich durch seine wilde und einsame Natur aus – unzählige namenlose Seen und Berge. Die höchste Bevölkerungsdichte herrschte 1898 während des Klondike-Goldrausches. Heute leben im Yukon (flächenmäßig größer als Deutschland) nur noch 37.500 Einwohner, davon ca. 25.000 in der größten Stadt Whitehorse. Die meisten sind Einwanderer und wohnen erst seit wenigen Generationen hier, welches nicht verwundert, wenn man weiß, dass Kanada dieses Jahr sein 150. Jubiläum feiert.

Watson Lake bis Whitehorse

Kurz vor Watson Lake haben wir noch eine Nacht an einem See verbracht, das Auto direkt am Wasser geparkt, um morgens mit Blick auf den See aufzuwachen. Leider gab es an dieser Stelle sehr viele Stechmücken, die versuchten, uns aufzufressen. Trotzdem wollten wir uns diesen Platz nicht vermiesen lassen, sprangen in den See und lernten im Laufe des Abends ein deutsches Pärchen kennen. Sie waren vor über 50 Jahren mit dem Schiff (Flüge waren noch unbezahlbar) im Alter von nur 18 Jahren ausgewandert und hatten sich auf der Überfahrt kennen gelernt. Über sie erfuhren wir vieles über das Yukon Territory und erhielten unzählige Tipps wie z.B. dienstags nicht in Whitehorse einkaufen zu gehen, da montags die Condor mit den deutschen Urlaubern landet. Sie leben in Faro, in der Mitte des Bundesstaates, und müssen zum Einkaufen immer mehrere hunderte Kilometer nach Whitehorse fahren.

 

Begegnungen wie diese machen bereichernde Reisen aus!

 

Direkt neben der Touristeninformation in Watson Lake befindet sich der weltberühmte Schilderwald (Sign Post Forest). Seit dem ersten Schild „Danville, Illinois“ von 1942 sind mittlerweile knapp 83.000 hinzugekommen. Alle von Reisenden, welche die Schilder ihrer Heimatstadt verschwinden ließen um sie an dieser Stelle zu verewigen.

 

Die Dame in der Touristeninformation fragte uns direkt nach unserer Route und bat freundlich ihre Hilfe an. Hier erhielten wir unseren „Yukon Gold Explorer´s Passport“. Mit diesem können wir je nach gesammelten Stempeln, welche sich an bestimmten Sehenswürdigkeiten in Yukon befinden, an einer Verlosung für eine oder sogar zwei Unzen Gold teilnehmen. Total begeistert erzählte sie uns von den Highlights im Yukon und freute sich für uns, dass wir so viel mehr Zeit als die meisten anderen Urlauber mitbrachten, die lediglich ihren 3-wöchigen Jahresurlaub zur Verfügung hatten. Auch die anderen Touristenguides waren dermaßen begeistert vom Yukon und der kleinen Stadt Watson Lake, dass wir entschieden, noch einen Tag hier zu verbringen. Blog schreiben, Gedanken ordnen, Sport treiben. Das tat wirklich gut.

Richtung Whitehorse

Auf dem Weg nach Whitehorse lernten wir auf einem Campingplatz im Wald zwei Fahrradfahrer kennen. Sie stellten sich als Mark aus Heidelberg und Gregor aus Lille (Frankreich) vor. Sie reisten auch erst seit kurzer Zeit zusammen und hätten unterschiedlicher nicht sein können: Mark war ein sehr kommunikativer, extrovertierter Mitdreißiger, welcher ebenfalls wie wir die Panamericana bereisen wollte. Mit dem Unterschied, dass wir uns für ein Auto und er sich für ein Fahrrad als Fortbewegungsmittel entschieden hatte.

 

Gregor macht eine viermonatige Reise in seinen Semesterferien, um sich von seinem anstrengenden Studium und seinem ungesunden Lebensstils während des Semesters zu erholen. Er ist eher zurückhaltend, ruhig und lebt sehr sparsam. Zum Beispiel benutzt er sein Campinggas seit eineinhalb Monaten und unseres reicht ca. eine Woche. Ich weiß nicht, ob ich nach einer 8-stündigen Radtour noch Lust hätte, meinen Reis lediglich aufzukochen und ihn dann 30 Minuten ziehen zu lassen, nur um Gas zu sparen. Uns ist aufgefallen, dass sehr viele auf dem Alaska Highway mit dem Rad unterwegs sind. Dies mag an der traumhaften Landschaft, der guten Beschaffenheit der Straße oder schlicht und einfach an der Herausforderung der Strecke liegen. Die Radfahrer bilden unter sich eine eigene Community und helfen sich mit der Plattform „Warmshowers“ aus, welche wie Couchsurfing funktioniert. Nach dem Abend mit den beiden Radfahrern am Lagerfeuer kamen wir uns in unserem Minicamper wieder wie Könige vor. Wir genossen wieder aktiv unseren „Luxus“ wie z.B. 25 Liter Trinkwasser im Auto mitführen zu können anstatt es mühsam aus dem Fluss zu filtern und anschließend noch abkochen zu müssen.

 

Von dort aus fuhren wir nicht direkt nach Whitehorse, sondern nahmen einen kleinen Umweg über Carcross, um die kleinste Wüste der Welt zu sehen. Wir sind echt froh, dass uns die Dame aus der Touristeninformation dermaßen mit ihrer Begeisterung angesteckt hat. Sonst wären wir sicherlich nicht so aufmerksam durch Yukon gereist.

 

Whitehorse ist vorerst die letzte „große“ Stadt auf unserer Reise nach Alaska, weshalb wir uns hier mit Lebensmitteln eindecken und nochmal das Internet genießen werden :)

 

 

Exkurs - Alaska Highway

Kurz vor Watson Lake fuhren wir erstmals über den gut ausgebauten Alaska Highway.

 

Der Alaska Highway erstreckt sich über 2450 km von Dawson Creek (B.C.) durch Yukon bis nach Delta Junction (Alaska). Der Tatsache nach, dass sich der größte Abschnitt des Highways in Kanada befindet, ist der ursprüngliche Name „Alcan (Alaska-Canadian) Highway“ treffender. Die Straße wurde während des zweiten Weltkrieges mithilfe aller Verfügbaren (Soldaten, Indianer, Bauern) innerhalb von nur neun Monaten und sechs Tagen erbaut bzw. besser gesagt, aus dem Boden gestampft. Man kann sich kaum vorstellen, wie diese Männer bis zur Erschöpfung gearbeitet haben. Die militärische Straße in den hohen Norden sollte Nordamerika vor den Japanern schützen. Im Krieg wurden viele Erfindungen geschaffen und Geld stand unbegrenzt zur Verfügung. Seitdem wurde der Highway immer wieder erneuert sowie ausgebessert und ist heute eine sehr gute asphaltierte Straße bis in den Norden Alaskas.